Heinz Funk damals

Heinz Funk
Nur das Genie beherrscht das Chaos

Der heute 82jährige!, der erst vor kurzem wieder die Verlängerung seiner Segelfluglizenz erhielt, sprüht vor Enthusiasmus, wenn "seine Themen" Radio- und Tontechnik, Akkordeon und Segelfliegerei zur Sprache kommen. Bereits mit 12 baute er sein erstes Radio. Aufgemerkt: 1927 gab es noch keine Bausätze mit idiotensicherer Anleitung. Mit 16 fuhr er Motorradrennen, kam (mit Bild!) in die Zeitung und bald darauf wieder, weil er es schaffte, mit einem Segelflieger auf dem einzigen Baum zu landen, der weit und breit die Landschaft schmückte. Danach studierte er konsequenterweise erst einmal Flugzeugbau an der TH Stuttgart und verdiente sich nebenbei als Akkordeonspieler das Notwendigste. Kontakte zu HOHNER brachten ihn gleich in die Instrumentenentwicklungsabteilung. Nebenbei lernte er dabei etwas über Komponieren und Arrangieren. Die Luftwaffe setzte ihn im Krieg als Testflieger ein, und er verstand es nun, nicht nur einsamen Bäumen auszuweichen. Danach verpflichteten ihn die englischen Besatzer als Fluglehrer, warfen ihn aber nach zwei Jahren wegen seiner riskanten Flugmanöver wieder raus, obwohl er alle Bäume stehen ließ. Heinz Funk zog es nach Hamburg. Das Akkordeon brachte ihm Kontakte zu den British Forces Network, BFN. Ein Toningenieur ließ ihn mal an die Knöpfe, und kurz danach durfte er schon die Sonntagsrede des Militärpfarrers aufs Band bringen. Er lernte die Spitzenasse der deutschen Rundfunktechnik und deren Tricks kennen. Die alten Hasen beäugten den quirligen Neuling kritisch und warteten nur auf Fehler. Er machte keine. Statt dessen erkannte er die Chancen, die Pionierzeiten eben so mit sich bringen. So entstehen Legenden: Die kleine Wohnung in der Hartungstraße beherbergte nicht nur die junge 4-köpfige Familie und die pflegebedürftige Tante Maria, sondern auch die Akkordeonschule (drei Lehrer!), die technische Werkstatt (selbstentwickelte elektronische Tiefen-Verstärker für das Akkordeon) und das Tonstudio (z.B. für einen selbstgedrehten Unterwasserfilm). Bei all dem Tohuwabohu fand der Allrounder auch noch die Muße zum Komponieren von Filmmusiken (Edgar-Wallace-Filme, "Stahlnetz", "Die Gentlemen bitten zur Kasse" usw). Natürlich entstanden als Abfallprodukte technische Neuheiten wie elektronische Effektgeräte, Mischpultinnovationen etc. Irgendwann paßte das alles nicht mehr ins "Klappbettschlafzimmer", und mit dem Umzug in größere Räume wurde dann auch endlich studio funk offiziell und amtlich vermerkt.

Heinz Funk '98

Heinz Funk 1998

Es kam die Zeit der Synthesizer, und bevor Heinz Funk wußte, wie das Wort geschrieben wird, besaß er auch schon den ersten Mini Moog in Deutschland, tüftelte und bastelte, und bald darauf hatte er den Alleinvertrieb. Aber das war Schreibtischarbeit und "Dauerbrenner" können nicht stillsitzen. Die ersten Mitarbeiter kamen (die z. T. heute noch im Betrieb verantwortlich tätig sind), und wenn mal wieder alle am großen Mittagstisch versorgt werden mußten, machte Mutter Funk Reibekuchen. Die nächsten Jahre waren harte Arbeit (vorher nicht?): Aufbau, Ausbau, Anbau, Umbau und wieder Umbau und Ausbau und Umzug und . . .
Irgendwann übernahm Sohn Klaus die Verantwortung und Heinz fing an, die schwierigste Aufgabe seines Lebens zu meistern: Das Kürzertreten. Inzwischen hat er aber auch das bravourös (kleines Tonstudio in der Heide!) erlernt.
Sollten Sie aber, lieber Leser, demnächst am norddeutschen Himmel wieder einen Segelflieger ausmachen, der ungewöhnliche Flugmanöver zelebriert, dann holen Sie lieber Ihre Bäume ins sichere Haus. Es könnte "Der Alte" sein...

Aus: Funkturm 1998

Aus dem Funkturm-Archiv:

Heinz Funks MOOG-Vorführung Der MOOG III C. An diesem Monstrum kreierte seinerzeit der Komponist und Studio Funk- Firmengründer Heinz Funk Filmmusiken u. A. für "Die Gentlemen bitten zur Kasse", "Stahlnetz", diverse Edgar Wallace-Klassiker u.v.m. nach dem Prinzip "Composing by doing".